Freitag, 26. Mai 2017
Ich bin dann mal weg 12
Mein lieber Rudi,
so langsam neigt sich dieser Weg dem Ende zu! Die vorletzte Etappe steht an :-(

Ich bin aber nicht traurig, eher Stolz, immerhin bin ich jetzt schon fast um das gesamte Kassler Becken gelaufen.

Heute steht die kürzeste Etappe an, mittelschwere 8 Kilometer vom Brasselsberg zum Herkules







Das Wetter meint es heute sehr gut mit mir, nicht zu warm, nicht zu kalt, die Jacke lasse ich gleich zu Hause







Meine Frau hat heute Spätschicht, daher gehe ich nicht so früh wie sonst los, der Zug um 9:41 Uhr reicht aus.
Also gemütlich Frühstücken und Zeitung lesen.

8:38 Uhr: Aus dem Unterbewusstsein heraus guckt meine Frau auf ihren Dienstplan, kommt in Ruhe in die Küche gelaufen und sagt: "Ich habe ja Frühschicht"

Normalerweise fährt sie bei einer Frühschicht um 8:45 Uhr los. Ist ja schon spät, anziehen muss sie sich ja auch noch. Und sie ist so ruhig! Respekt.

Frau verabschiedet und jetzt musste ich mich selbst um meinen Rucksack kümmern. Kann ich das überhaupt noch? Hat ja immer meine Frau liebevoll gemacht.

Gebe mein bestes, Brote rein, was Süßes, Wasserflasche, kalter Eistee in die Thermoskanne. Geht doch, musste ja auch keinen Tee kochen.

Ab zum Bahnhof, fahre ein bisschen früher los, will am Bahnhof in der Sonne noch eine rauchen.

Komme am Bahnhof an und sehe ihn sofort






mit einem krassen Fahrer







Ein schöner '82er Golf 1, zwar ein Diesel und nicht ganz rostfrei, aber schön. Und wie klein der zwischen den heutigen Autos wirkt. Ist zwar tiefer gelegt und hat die BBS Felgen vom Golf 2 drauf, aber lange schon keinen 1er mehr gesehen.

Und schon kam der Fahrer auf mich zu, groß, muskulös, Glatze, tätowiert. Will der mich etwa verhauen?
Öffnet die Fahrertür und sagt zu seinem Hund: "Komm mein Freund, jetzt bist du dran", hat nämlich auf die Tierärztin gewartet, die am Bahnhof ihre Praxis hat.
Und mich fragte er "Darf ich Sie fragen, warum Sie mein Auto fotografieren". Natürlich darf er es, habe es ihm erzählt. Sind dann so ins Fachsimpeln über den Golf 1 gekommen, habe ihm dann von meinem GTI erzählt.

Er will seinen 1er verkaufen, bekommt aber nicht das Geld, was er haben will, die jungen Leute bieten ihm nur € 1.000.-

Muss euch mal meinen GTI zeigen








War ein '83er Pirelli GTI. Bin am Kreisel mal einem hinten drauf gefahren, Motorhaube war leicht verbeult. Die Reparatur wurde ein bisschen umfangreicher, habe den GTI mit meinen Freunden aus Obervorschütz komplett zerlegt und wieder aufgebaut







Hat 3 Wochen gedauert, neue Farbe, neuer Scheibenwischer (damals total angesagt war der Einarmwischer), neue Felgen und natürlich eine rote Domstrebe in den Motorraum, letzte Handgriffe von mir







und fertig war er in seinem Effektblau mit Silberpartikeln








Schön, nicht wahr.....

Nachdem er dann 3 mal innerhalb von 8 Wochen vor meiner Haustür aufgebrochen wurde, hatte ich die Faxen dicke. Den 1er konnte sogar ich mit einem Schraubendreher aufbrechen. Habe den GTi mit 13.000 Mark angeboten, ein junger Flitzer sollte ihn aber nicht kriegen, der schrottet ihn bestimmt.

Bekommen hat ihn ein junger Flitzer, 19 Jahre alt, hat meinen Golf schon einmal gesehen und wollte ihn unbedingt haben. Keine Preisverhandlung, 13.000 DM bar auf den Tisch, ich konnte nicht wieder stehen.

3 Wochen später habe ich von ihm erfahren, Golf ist Schrott. Bei einem Rennen hat er ihn in einem Graben versenkt. Ihm ist nichts passiert, aber meiner schöner GTI........


Zurück zu heute, der Zug kommt, mich freundlich von dem Mann verabschiedet.

Umsteigen am Scheidemannplatz in den Bus und um 11:00 Uhr bin ich am Startpunkt






Die Sonne strahlt, blauer Himmel und meine zusammen gekniffenen Augen kommen von der Sonne, die mir direkt in die Augen strahlt.

Bergab Richtung Dönche und hier soll es rechts rein gehen?







In der Tat, durch das Gestrüpp durch






und schon wurde es ein schöner Weg







Blick von oben auf die Dönche, eines der größten innerstädtischen Naturschutzgebiete Deutschlands







Entlang der Dönche kam ich dann zu einem Eichenhutewald






Schafe waren auch da









Endstation der Linie 3 im Druseltal erreicht, die Strasse überquert, bin jetzt in Bad Wilhelmshöhe






Wenn man von weiter weg auf den Herkules guckt, sieht man links davon 3 große weiße Gebäude im Wald. Dieses mal stehe ich davor, ist ein Altersheim







Und jetzt soll es auf der Hauptstraße weiter gehen? Bitte nicht, ist mir zu laut.

Vielen Dank lieber Kassel Steig, da ich aufgepasst habe, geht es sofort links rein, was für ein schöner Weg









Hat die Documenta in Kassel schon angefangen? Da hat jemand ein paar Wollfäden am Geländer der Druselbrücke befestigt und erklärt es zu einem Kunstwerk schöne Idee, vor allem der Currywurst Pappteller.....









Ein Quiz:

Du kommst auf dem Kassel Steig an eine Kreuzung. Ein Weg geht bergab weiter, ein Weg geht ebenerdig weiter und einer geht auf schmalen Pfad steil bergauf. Wo geht der Kassel Steig weiter?







Richtig, vielen Dank lieber Kassel Steig....







Für einige Zeit ging es nur bergauf, ein paar Impressionen des schönen Buchenwaldes








Blick von oben auf den Griechen in der Neuen Drusel. Hat wohl erst renoviert, neues Dach







Es wurde immer wärmer, die ersten Schweißperlen liefen mir die Stirn runter, ich muss doch bald oben am Asch sein.

Geschafft, der See liegt vor mir, bin jetzt ungefähr auf der Höhe vom Herkules, also ganz schön weit oben







Und noch eine nette Begrüßung







Einige Leute sind hier oben, jetzt heißt es Ausschau halten, da ist sie







Ihr ahnt es bestimmt, ist auf dem Bild aber kaum zu erkennen.

Richtig, Mahlzeit!







Schöner Blick von meiner Bank aus







Der Asch wir aus eine uralten Zeche immer noch mit Grubenwasser versorgt. Der Asch gehört zum Bewässerungssystem vom Herkules mit Zulauf






und einem schönen Ablauf mit einem kleinem Wasserfall











Aber wieso geht es jetzt bergab? Dass heißt ja, dass ich nachher wieder hoch muss! Ach nee...

Vorbei am Pfaffenteich









ging es weiter über einen Waldweg, tausende von Vögeln haben gezwitschert.
Neben mir raschelt es im Laub. Wo ist der Vogel? Nicht zu sehen.
Erneutes Rascheln neben mir, ganz nah. Wo ist der Vogel verdammt nochmal, habe meine Brille auf und bin doch nicht blind. Eigentlich raschelt es dauernd überall, Wind geht keiner, kein Vogel zu sehen.

Raschel Raschel, Übeltäter entdeckt. Ein kleines Mäuschen rast durch das Laub.

Entspannt durch den Wald bergab, blauer Himmel, grüne Bäume, schön warm.

Der Wald hört auf und das ist der Blick






Hammer, ne? Auf einmal ist die Löwenburg vor mir. Ohne Warnung. Klasse.

Wird gerade von Grund auf saniert, der im 2. Weltkrieg zerstörte Bergfried wird in seiner historischen Form rekonstruiert.

Auch nicht schlecht, links von mir schaut er mich an







Selfie mit Löwenburg







Die nächste Führung ist erst in einer Stunde, belasse es daher bei einem kleinen Rundgang







Herkules gesehen?












Die Zeit ist hier stehen geblieben








Da will ich jetzt hoch laufen







Neben den Touristenwegen führte der Kassel Steig auf einem kleinem Pfad durch Wald und Wiesen, in der Sonne waren es gefühlte 40 Grad, der Schweiß rann mir in Strömen inzwischen über die Stirn.

Und dann kam Katja.



Katja Ebstein.




Nein, nicht persönlich, hätte ich eh' nicht erkannt. Aber ein Lied von ihr kam in meinen Kopf "Wunder gibt es immer wieder"

Und wisst ihr wieso?











Hurra, Abkühlung und Erfrischung







Zisch hat es gemacht, war das schön







Frisch motiviert ging es weiter, von mir aus auch den Mount Everest hoch und ich kam zu den Steinhöfer Wasserfällen. Es tröpfelte nur ein bisschen, so richtig geht es erst bei den Wasserspielen ab. Aber die sind ja nur Mittwochs und Sonntags











Das Kaskaden Restaurant, habe hier schon 2 mal gefeiert. Heißt aber auch, dass ich am unteren Teil des Herkules (dem Neptunbecken) angekommen bin.







Schönen Biergarten haben sie







Hmm, Biergarten?

Ach nee. Ist ja noch keine 18:00 Uhr und somit gibt es kein Bierchen.


Hmm, Biergarten?

Vielleicht doch? Mist, die Sonne scheint und somit gibt es auch kein Bierchen.



Hmm, Biergarten?

Oh ja, Rudi sei nicht so streng mit dir.















Reingelegt! Aber der Eiscafe war super lecker.

Nach der Erfrischung für Leib und Seele ging es zum Neptunbecken








Eine Entscheidung steht an:
Kurzer Weg sind 580 Treppenstufen zum Herkules oder

2 Kilometer in Serpentinen durch den Wald hoch?

Die Planer vom Kassel Steig nehmen mir die Entscheidung ab, 2 Kilometer im Schatten laufen. Danke.

Nach der ersten Serpentine bin ich auf halber Höhe










Endlich oben angekommen, für den ersten Blick auf den Herkules hat es sich gelohnt







Blick auf die Stadt,








den gesamten Horizont bin ich irgendwo lang gelaufen und habe hier hoch geguckt, zum Beispiel auf meiner 2. Etappe von Mönchehof nach Rothwesten






Das war im Januar, irgendwie erst gestern aber irgendwie auch schon lange her und ganz schön weit weg.


Stadt, Schloss und ich












Im strahlenden Sonnenschein gemütlich hingesetzt, die beiden letzten Brote sind lecker, der Eistee immer noch schön kalt.

In 15 Minuten kommt der Bus, langsam zur Bushaltestelle geschlendert.

Dabei ein Foto für meine Frau gemacht







Gestern war in der HNA eine Reihe alter Postkarten vom Herkules zu sehen. Auf einer war ein ein kleines Häuschen im Vordergrund und sie fragte mich, ob es dieses Häuschen noch gibt.

Ja meine herzallerliebste, das Häuschen gibt es noch.

Dabei habe ich gesehen, dass das Kassenhäuschen vom Herkules geöffnet hat.

Hoch oder Bus, dass ist hier die Frage?

Natürlich hoch, habe doch Zeit. Mal sehen wie weit hoch ich komme (nicht wie weit ich ich kann, sondern darf).
Da es vom Neptunbecken 880 Stufen bis zum Fuß des Herkules sind (steht im Reiseführer vom Kassel Steig) und 580 bereits vorbei sind (weiß ich von einem einem Touristen, der mit hochrotem Kopf oben angekommen ist, während ich mein Brot gegessen habe) stehen mir also 300 Treppenstufen bevor. Na und?

Auf der ersten Plattform angekommen















Zitat von meiner Frau " Der hat aber einen ganz schönen Knackiarsch"







Na, das schreit doch nach einem







Selfie








Weiter geht es nach oben


















Die letzte Wendeltreppe war so schmal, dass ich den Rucksack auf meinen Rücken schieben musste. Vor dem Betreten der Treppe musste man hören, ob jemand von oben runter kam, ausweichen war praktisch unmöglich.

Und dann war ich am Fuß des Herkules, in die Figur weiter ging es nicht, eine Metallplatte versperrte mir den weiteren Weg






Am obersten runden Fenster war ich, was ich aber noch nie gesehen habe ist, am Fuß des Herkules sind 2 Putten mit Trompeten








Zum Schluss dieser schönen Etappe noch ein Selfie mit Knackiarsch







Runter zum Bus gegangen und was war ich froh, als ich mich im Bus hingesetzt habe. 8 Kilometer ist nicht viel, 4 Stunden bin ich insgesamt gelaufen, auch nicht viel. Aber die Wärme und die 400 Höhenmeter haben mir doch zugesetzt.
Bin ganz schön ko aber glücklich.

Jetzt geht es zur Endstation von der 3 (da war ich doch vorhin) und noch einmal ein Blick auf den Griechen in der Neuen Drusel.





Da oben im Wald bin ich lang gelaufen.


Umsteigen in die 3 und noch einmal umsteigen in die Regiobahn am Bahnhof Wilhelmshöhe.
Hatte dort 30 Minuten Wartezeit und habe mir den Busbahnhof angesehen. Flixbusse ohne Ende, nach Bremerhafen, Köln, Berlin, Stuttgart und München. Kassel ist wohl ein Knotenpunkt.

Ab in eine angenehm klimatisierte Regiobahn und nach Hause. Die Couch wartet auf mich, ich möchte eine Stunde schlafen.
Habe ich gemacht, meine Frau hat mich nach ihrer Frühschicht geweckt.
Und jetzt ist es 2:00 Uhr in der frühe, gehe jetzt richtig schlafen.

Gute Nacht und bis bald zu meiner letzten Etappe.

... comment