Dienstag, 16. Mai 2017
Ich bin dann mal weg 11
So ihr Lieben, 10 Wochen Klinik habe ich hinter mir. Ob es viel gebracht hat? Keine Ahnung, ein bißchen wohl. Wird daher Zeit, dass ich meinen Weg weiter gehe.
Ich muss aber auch sagen, dass man schnell vergisst, wie schön es ist. Bin ja lange nicht mehr gelaufen, musste mich erst einmal dazu aufrappeln.

Eine schwere Etappe steht an, von Hoof zum Brasselsberg, 12 Kilometer 2 extreme Steigungen mit zusammen knapp 400 Höhenmetern. Habe ganz schön Muskelkater in den Waden.







Das Wetter meint es gut mit mir. 21 Grad, teilweise leichte Bewölkung ist vorher gesagt. Blick aus dem Fenster, nur Wolken, keine Sonne, was zieh ich nur an? Entscheide mich für Long Shirt und leichte Jacke.

Den Rucksack hat wieder einmal meine Herzallerliebste gepackt, unsicher waren wir uns nur beim Tee! Kamen zu dem Entschluss, dass bei heißem Wetter ein heißer Tee gut sein soll.

9:09 Uhr geht der Zug, zeitig los gefahren, muss ja noch das Ticket kaufen.

Am Bahnhof war nichts los, ein Pärchen sitzt auf der Bank, 2 Omi's quatschen miteinander, ein junger Mann mit riesen Rucksack wartet auch noch.
Von hinten kommt ein blonder Mann mit einer Chipstüte in der Hand angelaufen. Und ich weiß nicht warum, ich wusste sofort was jetzt passiert.
Lag es an seinem Gang? Seinem Blick? Seiner Ausstrahlung?
Er stellte sich vor den Rucksackmann und sagte: "Ich muss dir was erzählen, ich will dieses Jahr heiraten, sie soll Sandra heißen, weil Sandra kommt von Sandstein. Weisst du, wo ich eine Sandra finde?"
"30 Jahre bin ich jetzt, 30 Jahre soll sie alt sein und die Ehe soll 30 Jahre halten, was hältst du davon?"

Dieses sagte er so laut, dass er über den ganzen Bahnsteig zu verstehen war, die beiden Oma's fangen an zu kichern und eine mischt sich in das Gespräch ein. "Mit Ihnen rede ich nicht, warum mischen sie sich ein?"
Bedröppelt geht sie wieder weg, jetzt kichert sie nicht mehr. Gut gemacht Junge!!

Habt ihr auch schon mal solche Menschen erlebt, die mit lauter Stimme fremden Leuten etwas erzählen? Ich schon, früher war mein erster Gedanke, der hat ne Macke.

Hat er nicht, er ist genauso krank wie ich, anders ausgeprägt aber bestimmt auch in psychosomatischer Behandlung. Viel Glück Junge, dein Weg ist bestimmt weiter als meiner.


Zug kommt, ich freue mich darauf, mich hinzusetzen und meinen Reiseführer für die heutige Etappe zu lesen.

Pustekuchen, Zug ist rappelvoll, lauter Junge Leute, irgendwie alle gut drauf, so wie ich. Bleibe eben stehen und schaue dem treiben zu, den Reiseführer kann ich ja auch nach dem Umsteigen in den Bus lesen.
Genau so habe ich es auch gemacht, nach einer Stunde war ich in Hoof, endlich mal wieder ein Selfie







Es ist ganz schön warm, also Jacke ausgezogen. Mist, die muss ich jetzt den ganzen Tag mit rumschleppen. Was soll's, auf geht's







Und gleich geht's Berg auf zur Burgruine Schauenburg, vorbei am schönen Bahnhof Hoof







und dem Gasthaus Himmel






Warum das so heisst? Na schaut auf das Bild auf der Hauswand oder einfach nur auf das blaue etwas rechts oben!!

Weitern über einen Feldweg bergauf, bis es so steil wurde, dass es nur über Treppenstufen weiter ging











Noch mal einen Blick zum Himmel (oben und unten)







und die 110 Treppenstufen in Angriff genommen. Tags zuvor hatte es geregnet, da wo noch keine Sonne hin gekommen war, war es ganz schön glitschig. Altes nasses Holz eben. Und frisch war es. Also Jacke wieder angezogen. Gut das ich sie doch mit hatte.

Treppen geschafft, eine Runde bergauf noch gegangen und der erste Blick auf die Reste der Burg






Viel mehr gibt es auch von der Burg nicht zu sehen, die meisten Steine sind von Erde überdeckt oder zugewuchert. Dafür gab es einen schönen Ausblick von den 4 Landschaftsthronen (Thronen Sie mit Ausblick auf "Ihre" Ländereien)








Die beiden Dörfer sind Martinhagen und Breitenbach






Nachdem ich mich hoch gequält habe, ging es jetzt wieder entspannt bergab nach Hoof. Bin vorher aber noch in die Burgreste geklettert und habe ein paar Aufnahmen der Steine und Pflanzen gemacht.



















Über einen schönen Waldweg ging es bergab








so warm, dass ich die Jacke wieder ausziehen musste. Dann muss ich sie eben ab jetzt rumschleppen. Und über einen schönen Trampelpfad durch die Wiesen auf Hoof zu














HALT!!!!!!!









erst rechts gucken









dann links gucken









Kein Zug in Sicht, ich kann gefahrlos die Gleise überqueren. Konnte aber kaum etwas passieren, hier fahren nur noch manchmal die Züge vom Hessencourier (Durch diesen Tunnel bin ich später auch noch gegangen)







Wieder in Hoof angekommen habe ich eine Abzweigung verpasst und mich kurz verlaufen. Vielleicht war es Schicksal, vielleicht im Unterbewußtsein, vielleicht eine vorhersehung. Wer weiß? Gut so, sonst hätte ich dieses wunderschöne Häuschen verpasst







Einmal durch Hoof, durch die bereits erwähnte Eisenbahnbrücke durch sah ich dieses mitten zwischen den Feldern






Na, was jetzt passiert ist könnt ihr euch ja denken! Nur soviel dazu: Der Tee war lecker aber definitiv zu heiß. Das nächste mal gibt es Eistee.

Habe genüsslich meine Brote gegessen und den Kühen auf der Weide gegenüber zugesehen.







Echt witzig diese Tiere. die eine legt einfach den Kopf auf das Hinterteil einer anderen







Dumme Kühe sind es übrigens nicht. Habe folgendes beobachtet: 2 Kühe gehen zusammen von der Herde weg, gucken sich dabei an, quatschen die etwa miteinander? Irgendwann haben sie sich rumgedreht und haben sich zielgerichtet in der Herde einen andere Kuh ausgesucht und diese über die halbe Weide getrieben! Was soll das denn, Zickenkrieg??


Päuschen vorbei, es soll weiter gehen, die 2. Steigung wartet auf mich. Unter der A44 durch ging es über den Hoofer Bergmannspfad bergan









Oben auf dem Hochplateau angekommen genoss ich die Stille und den Blick







Noch einige Schritte und ich stand vor dem Höhepunkt des heutigen Weges: Durch ein Gatter über eine Kuhweide (natürlich mit Kühen) auf die andere Seite ohne KS Steig Zeichen!







Habt ihr ihn in der Bildmitte klein erkannt? Wen? Also nicht. Bitteschön:


















Gatter musste ich nicht aufmachen, daneben war ein schmaler Durchgang









Auf dieser riesen Alm gestanden, toller Rundumblick. Ich bin oben, vor mir das Hohe Gras mit 2 Masten vom Skilift







Über die Almwiese gelaufen, die Kühe immer im Blick behalten







Die sind ja hinter einem Gatter? Wer's glaubt







Die Kühe werden wie in den Alpen im Frühjahr auf die Alm getrieben, hier der Link für einen Beitrag in der HNA

https://www.hna.de/kassel/kreis-kassel/schauenburg-ort79968/viehauftrieb-jungrinder-findet-seit-1974-hohen-gras-statt-6366480.html



Vor mir voraus die Konrad Göbel Hütte, Zeit für ein weiteres Päuschen mit einem Blick wie in den Alpen. Traumhaft, ein bisschen ramontisch und vor allem Ruhe und Stille








So in die Landschaft geklotzt, irgendwo weit hinten einen Jogger gesehen. Kurz darauf kam er die Weide herunter gelaufen, an mir vorbei, freundlich gegrüßt (ich natürlich auch). Ich steh ja nicht auf Männer, aber Mädels aufgepasst! Euch hätte er gefallen!!!!

Um die 30, Groß, kurze dunkle Haare, schlank und nicht dürre, durchtrainiert, T-Shirt ausgezogen, kurze Sporthose, leichter Schweiss auf der sonnengebräunten Haut, Sixpack vom allerfeinsten.

Mal kurz an mir runter geguckt, mein Longshirt könnte ich ja auch ausziehen, Sixpack habe ich auch, wenngleich nur in einem leichten Fettmantel. Und der ist auch noch weiss wie grüner Speck und nicht wie krosser brauner magerer Speck....

Mädels, habt ihr jetzt Hunger gekriegt?

Ihr wisst ja wo gegessen wird.........



Irgendwann ist die schönste Pause mal vorbei, weiter geht es durch den Wald am Herbsthäuschen vorbei dem Ende entgegen. Kurz nach dem Herbsthäuschen sind die 3 Münder







Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen Bergbaustollen. Durch einen fuhr die Lok rein, aus dem zweiten kam sie wieder heraus, der dritte war für das Entwässern vorgesehen. Der Stollen war nicht sehr ergiebig, jedoch konnte Anfang des 20 Jahrhunderts ein Teil der benötigten Kohle für Kassel abgebaut werden. Und die Kohle wurde über welche Strasse transportiert?

Natürlich die Kohlenstrasse!


Immer weiter durch den Wald, Abstecher zum Hirzberg. Kannte ich bisher nicht. Wenn ihr mal die A44 von Dortmund nach Kassel fahrt seht ihr in Höhe des letzten Parkplatz vor Kassel auf der linken Seite einen grossen schwarzen Granitfelsen. Das ist der Hirzberg. Toller Blick, wenngleich durch die Autobahn ziemlich laut







Das Dorf ist Hoof, den Berg dahinter bin ich vorhin zur Schauenburg hoch gestiegen


Sehr schön fand ich den Hirzbergerer Fernrohr Guckpfahl







Wenn ich durch eins der markierten Fernrohre geguckt habe, sah ich auch das, was auf dem Rohr stand







Tolle Idee, ein Foto dadurch habe ich auch versucht, ist nichts geworden. Noch eine Weile hier oben aufgehalten. Den Blick, die Wärme und die Sonne genossen.


Weiter ging's, kurz darauf kam eine Gabelung und danach ging es steil bergab. Teilweise war es so steil, dass ich um mein Gleichgewicht kämpfen musste.
Das Ende war in Sicht, Schreck!
Wo bitte war der Bismarckturm mit seinem tollen Blick auf Kassel? Reiseführer rausgeholt, Mist.
An der Gabelung hätte ich 200 Meter nach rechts abbiegen müssen.
Was tun? Hier jetzt wieder rauf? Diesen steilen Hang?
Ne Rudi, lass es mal gut sein. Du hast schon so viele tolle Blicke auf Kassel gesehen. So durchgeschwitzt und KO wie ich jetzt war hätte ich keinen Spass daran gehabt.

Es war ein toller Tag, den mir meine Frau morgens per SMS gewünscht hatte. Sattes grün der Felder, gelber Raps, blauer Himmel, schön warm. Im Winter hat mich das Knirschen des Schnees erfreut, heute musste das Knirschen von Kies herhalten, dafür hat mich der gelbe Löwenzahn erfreut.

Die vorletzte Etappe möchte ich auf jeden Fall mit meiner herzallerliebsten zusammen gehen bevor dann die Abschlussetappe ansteht.

Ich schreibe wieder, keine Frage.......

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