Donnerstag, 12. Januar 2017
Ich bin dann mal weg 2
Weiter geht es, aber noch einen Nachtrag zu gestern, der Glücksgefühle ausgelöst hat, in diesem Fall ein unerwartetes Glück.

Während meiner letzten Pause kurz vor Mönchehof habe ich den letzten Rest meines immer noch heissen Tee aus meinem Becherchen getrunken, die Flasche war leer. Habe dann in Ruhe ein Zigarettchen geraucht und nachdem ich die (natürlich gelöschte) Kippe in den Mülleimer geworfen habe so gedacht, und jetzt noch ein Schlückchen Tee. Nachdem die Flasche ja leer war habe ich den fehlenden Schluck noch einmal bedauert und meinen sieben Sachen in den Rucksack geräumt. Will das Becherchen auf die Thermosflasche drehen und was lacht mich an? Ein halb volles Becherchen mit Tee!!! Hatte ganz vergessen, dass ich den Rest in den Becher geschüttet hatte. Leute, war das für ein Glücksgefühl, als ich den Tee trinken konnte. Manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die am meisten Glück verbreiten. Scheint ein guter Weg zu werden :-)



Heute morgen dann wieder meinen Rucksack gepackt, gleicher Inhalt wie gestern, nur doppelte Menge.

Liegt nicht daran, dass es gestern nicht gereicht hat oder heute eine doppelt so lange Etappe vor mir liegt, Nein vielmehr liegt es daran, dass mich meine herzallerliebste heute begleiten wird. Sie sitzt mir gerade gegenüber und macht mir klar, dass sie alle Urheberrechte an ihren Bildern hat und nicht möchte, dass sie ins Internet kommt (Wortspiel: wie will sie ins Internet kommen? Gibt es dafür einen Bus? oder muß ich sie durch die Lüftungsschlitze meines Laptop pressen? Oder vielleicht ganz einfach: Beam me up Scotty).
Ich respektiere natürlich ihren Wunsch, daher wird es heute keine Bilder mit ihr geben, aber sie war überall dabei. Sie ist ausserdem der Meinung, dass es mein Weg ist und sie mich heute nur begleitet. Herzlichen Dank hierfür, es war sehr schön und sie darf immer gerne mit laufen.

So, hier die Etappe für heute




12,3 Kilometer, von Mönchehof über Vellmar, Simmershausen nach Rothwesten. Laut Plan leicht.




Wetter Check, sieht ganz gut aus, die richtige Bekleidung haben wir






Vor unserem Haus in den Bus, umsteigen in Bahn, nochmal umsteigen in andere Bahn und schon sind wir am Startpunkt (was für ein cooler Gesichtsausdruck, rasieren sollte ich aber mal wieder)






Auf gehts







Kurz nach dem Bahnhof ein paar Impressionen von Mönchehof, ein Antriebslager aus einer alten Giesserei, die schöne kleine Kirche und auf dem Kirchplatz ein Mönch












Liegt's am lieben Herrgott, an meiner Frau oder wenn Engel reisen? Was für ein Wetter







Im Dorf dann meinen ersten Elektro Postwagen gesehen. Laut der Postbotin geht er ab wie eine Rakete (muss dass nächste mal dran denken mit solchen Menschen ein Selfie zu machen, passt bestimmt gut in diesen Blog) Und ja, ich habe sie angesprochen, unglaublich, oder??








Raus aus dem Dorf und ein schöner Blick auf Kassel. In der Bildmitte sind im Dunst drei dunkle Erhebungen zu erkennen, in der Mitte die Martinskirche, links davon das Mercedes Hochhaus, rechts davon die Lutherkirche.
Auch bei diesem Bild hat wohl der liebe Herrgott seine Hand mit im Spiel, die hellen Sonnenstrahlen weisen mir die nächsten Wege an, links scheint es auf Landwehrhagen, rechts davon scheint es auf Kaufungen, der kleine in der Mitte scheint auf die Söhre und der grosse rechte Sonnenstrahl deckt Baunatal, Schauenburg und den Herkules ab







So langsam könnte man glauben, dass Frühling ist, sattgrüne Wiesen, blühende Gräser, blauer Himmel













Geradeaus liegt unser Ziel, sind wir etwa schon gleich da? Gehen 13 Kilometer so schnell vorbei? Aber das Schild zeigt es an, wo die Reise weiter geht








Für Nordhessen ungewöhnlich, für Düsseldorf nur eine "kleine Propellermaschine", eine 737 im Landeanflug auf Kassel Calden







Von diesem "Berg", der hier von der Sonne geküsst wird, habe ich noch nie gehört, obwohl ich so lange hier lebe: Vellmarer Höhe, muss man den kennen?







Endstation für die Linie 1 in Vellmar, aber nicht für uns






P+R habe ich auch schon mal in Kassel oder in anderen Städten genutzt, aber hier sitzt wohl ein waschechter Nordhesse im Strassenverkehrsamt, B+R heisst bestimmt Bahrg + Reihd







Falls das jemand nicht verstanden hat, hier die Auflösung







Und mal wieder ein bißchen Geschichte







Ab durch Frommershausen, hin zu Schäfers. Die kennt ihr nicht? Wir auch nicht, aber eine schöne Wetterstation haben sie







Und wenn ihr noch keine Klagen wegen bergauf gelesen habt braucht ihr euch nicht sorgen, dass ich etwas vergessen habe. Es gab noch keine nennenswerte Steigung, selbst auch aus Frommershausen raus Richtung Simmershausen nicht, wir sind nördlich an Frommershausen vorbei und somit oben geblieben.
Auf der Höhe dann bei einem Reiterhof ein kleines Wartehäuschen mit Bank und Tisch! Was macht das denn hier? Ganz einfach: Davor liegt der Dressurplatz für Pferde und ist wohl das Kampfrichterhäuschen.








Ich würde das ganze ein bißchen umarbeiten, daneben eine schöne Aussenküche mit Grill, eine kleine Theke, auf dem Dressurplatz einen Schwimmteich und dann nur noch hinsetzen, was für eine Aussicht bei totaler Ruhe

Blick Richtung Söhre und Kassel Nord (das dampfende Gebäude in der Mitte ist Henschel)




Richtung Kassel Stadt, Baunatal, Herkules und Vellmar




Richtung Ahnatal, Dörnberg



Und Richtung Hofgeismar







Gleich die nächste Bank besetzt, Zeit für ein Päuschen: Tee heiss und lecker, Schinkenbrot noch leckerer und meine Frau hat von ihrem Leberwurstbrot nur so geschwärmt







Hinter uns ein alter, hmm, ich nenn's mal einen Misthäckslerstreuwagen, der Besitzer sollte ihn laut aufgeklebter Anleitung mal wieder richtig pflegen









Und mann soll's kaum glauben, es geht bergab Richtung Simmershausen








Konnte meiner Frau doch noch 2 Bilder "aber nur für deinen Blog" aus den Rippen leiern













Und wenn ich eins mal so richtig liebe. Spatzen! Die seht ihr zwar nicht, aber ich. Massen in den Büschen, haben alle laut gezwitschert. Und wisst ihr auch warum ich Spatzen und auch Krähen liebe? Die verpissen sich zur kalten Jahreszeit nicht!







Hier ein alter Grenzstein und nein, ich bin nicht der unbekannte, der ihn mal ausgebuddelt hat. Wäre ich es gewesen, hätte ich ihn zu "Bares für rares" geschleppt









Kurz vor Rothwesten Zeit für ein weiteres Päuschen, immer noch heißer Tee, ein leckeres Käsebrot (Harzer) und meine Frau schwärmt erneut schon wieder über ein Leberwurstbrot mit Senf







Am Ortseingang von Rothwesten 2 alte "aufgeplatzte" Bäume, habe mich mal in einen rein gestellt









Unterhalb der Sternwarte die Überraschung. Von den Motorradfreunden Rothwesten eine total super gepflegte Clubanlage mit Toiletten, Theke, Sektbar, total saubere Grillstation, Tribüne für Band... Auch meine Frau war hiervon begeistert.

An die Männer und Frauen des Motorradclubs: Sollte zufällig einer von euch diesen Blog lesen und ihr habt mal eine Veranstaltung mit den 3 B (Bier, Bratwurst und Band), bitte mich per Mail oder hier als Kommentar kontaktieren, komme dann mit meiner Frau vorbei und rein, echt geil eure Anlage.
Ich fahre jedoch kein Motorrad mehr, seit meine Freundin als Mitfahrerin bei einem unverschuldeten Unfall mit ihm zusammen gestorben ist. Am Tag der Beerdigung haben einige Freunde und ich einen getrunken, am nächsten Tag ist einer meiner Freunde mit dem Moped zur Arbeit gefahren, vom Meister wegen Trunkenheit nach Hause geschickt worden. Auf der Heimfahrt ist er wohl eingeschlafen, gegen ein Scheunentor gerast und auch tot, dass hat mir gereicht, meine coole Hercules und Sturzhelm habe ich dann verkauft .












Die paar Meter rauf zur Sternwarte, tagsüber nichts besonderes, wegen der vielen Sträucher bisher auch schönere Ausblicke gehabt







Wieder runter in etwas wärmere Gefilde, erkennt man an der Frostgrenze







Und wieder einmal ein bißchen Geschichte







Endlich mal jemand, der Multikulti auch vorlebt







Etappenziel erreicht, ab zur Bushaltestelle. Diese sehen wir zwar noch nicht, aber den Bus, wie er vorbeifährt. Mist, der fährt nur alle 60 Minuten.

Wir stehen dann an der Haltestelle, ich ärgere mich ein bißchen, und plötzlich kommt dieser Bus auf der anderen Seite der Kreuzung angefahren. Ich winke dem Busfahrer, drehe mich zu meiner Frau rum und sie ruft "der Busfahrer winkt zurück" ich gucke zum Bus und der bleibt wahrhaftig stehen. Wir die Hände unter die Füße genommen und losgelaufen. Bustür ging auf, wir rein :-))
Das der Busfahrer kaum deutsch sprach, unser Multiticket einer Insassin zur Kontrolle gab, egal, wir waren im Bus und ab in Richtung Heimat. Wieder so ein Glücksgefühl, danke dem Busfahrer.

In Ihringshausen zum umsteigen angekommen, sehen wir unseren Bus nach Hause noch, aber diesmal nützte kein winken mehr, der Bus zwar auf der anderen Seite der Kreuzung aber wir noch in unserem Bus. Da hilft dann auch kein los laufen.

Also 60 Minuten Aufenthalt in Ihringshausen, die Zeit haben wir schamlos, aber auch verdientermaßen mit einem heißen Kaffee und einem Stück Frankfurter Kranz genossen






Heute Abend geht es zum Henze zum Schnitzelessen, noch eine Belohnung für einen tollen Tag mit meiner Frau zusammen.

Rolf ist wohl mal richtig krank, wenn ausgerechnet er wegen Krankheit nicht zum Schnitzel Strindberg will, muss es wirklich was ernstes sein. Felix ist abends dazu gekommen, er hat bestätigt, dass sein Vater nicht's schmecken kann und dann auch so ein Strindberg nur des Willens nach zu schade wäre. Respekt!

Meinen Bruder an der Arbeit besucht, hat gerade mit seinem Chef die Ausstellungshalle organisiert, aber auch er und seine Familie haben für heute Abend abgesagt, Diät bis Ende Februar!

Mit der Aussicht auf ein Schnitzel Strindberg hätte ich wohl nicht absagen können, auch hierfür ein dickes Respekt.



Diese beiden Tage geben mir die Motivation, meinen nordhessischen Jakobsweg die nächsten Tage durchzulaufen.
Ist schon sehr beeindruckend, wenn man über das Kasseler Talbecken schaut und sich denkt, da hinten kommst du noch hin, und dahin und ach du Scheisse, dahinten läufst du auch noch rum. Freue mich wirklich darauf (hat man heute auch an meinen Selfies gesehen, habe schon an meinem Ausdruck gearbeitet)

Morgen fällt die nächste Etappe aus. Nee, ich habe keinen Muskelkater, es tut nichts weh, aber Egon lässt mich zu Hause an meinem Kamin und Stollen bleiben.



Der Schnee behindert mich nicht (habe ja Dank meiner Frau die richtige Regenhose), aber die angekündigten Sturmböen muss ich mir nicht antun, zumal morgen der Weg über die Landesgrenze hinaus durch Waldgebiete mit deutlichen Steigungen gehen würde. Und angekündigten Baum - und Astbruch, dass muss nicht sein.

ich bin dann mal bis Samstag aus diesem Blog weg

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