Samstag, 14. Januar 2017
Ich bin dann mal weg 3
Rudi, merk dir bitte mal eins: Wenn die Etappe anspruchsvoll mit vielen Waldgebieten und Steigungen ist, nicht so warm anziehen!

Leute, Leute, was habe ich heute teilweise für Hitzeschübe gehabt, bin öfters mit offener Jacke gelaufen weil sogar meine Brille angelaufen ist.

Nach einem Tag Pause wegen Egon (der ja bei uns glücklicherweise kaum statt gefunden hat), bin ich früh morgens schon gut gelaunt, zumal heute eine Etappe ansteht, auf die ich mich besonders freue.

Von Rothwesten über die Staustufe Wahnhausen nach Landwehrhagen.







12,1 anspruchsvolle Kilometer, 342 Meter geht es nach oben.

Egal, freude, mit meiner Frau zusammen meinen Rucksack gepackt und der tägliche Wettercheck, sieht wieder gut aus







Verlasse seit langer Zeit mal wieder vor meiner Frau unser Haus, ab zum Bahnhof Weimar, dort in den Bus einsteigen. Kurz darauf fahre ich an unserem Haus vorbei, meine Frau steht winkend im Küchenfenster, ich winke zurück.
Hätte auch direkt am Haus einsteigen können, komme jedoch mit der RT am Bahnhof an. Die Anbindung zum Kammerberg ist Samstag nachmittag nicht gut, deswegen parke ich mein Auto dort.

Umsteigen in Ihringshausen und nach einer Stunde bin ich in Rothwesten.







Aus dem Bus ausgestiegen muss ich sofort meine Kamera zücken, Sonne und blauer Himmel!









Auf geht's, die 4. Etappe beginnt







Schöne Tanne vor einem Haus







Aus dem Dorf raus und gleich eine schöne Aussicht auf Habichtswald und Dörnberg








Links ab geht's zum Museum der Währungsreform. 1948 fand dort unter strengster Geheimhaltung die Konklave von Rothwesten statt. 11 deutsche Finanzfachleute haben unter Obhut der Amerikaner die Grundlagen für eine neue deutsche Währung festgelegt: Die Deutsche Mark .
Werde das Museum mal im Sommer besuchen.






Kurz danach ein alter Friedhof, dachte zuerst es wäre ein Kriegsdenkmal






Hier oben war es so richtig schön, es lag noch Schnee, der wieder unter meinen Schuhen geknirscht hat, die Sonne hat geschienen, leichter Wind, tolle Ausblicke bis nach Kassel, jetzt konnte ich auch zum ersten Mal das Schloss Wilhelmshöhe erkennen. Bin wohl schon soweit rumgelaufen, dass dieses jetzt geht. Dann ging es durch eine schöne Eichenallee








Weiter an zugefrorenen Bächen vorbei, auf einer Anhöhe das Tagesziel Landwehrhagen vor Augen. Wie heißt es im Reiseführer: "Gegenüber sieht man schon das heutige Tagesziel, welches wir aber erst in ein paar Stunden erreichen werden". Na und?









Abwärts durch einen Wald und an Wahnhausen vorbei, kam die Fulda in Sicht, auf dem Weg habe ich die Ruhe genossen







Gegenüber der Staustufe fand sich eine Bank und es wurde Zeit für eine erste Pause, bin bisher schon 6,5 Kilometer gelaufen, die Sonne schien, das leckere Brot und der Tee....... Na ja, das kennt ihr bereits. Wollte eigentlich kein Selfie beim Frühstück machen (wird ja irgendwann langweilig), aber die Sonne hat mir so ins Gesicht geschienen, da musste es eben nochmal sein








Einmal über das Wehr auf die andere Fuldaseite. Informativ war es, 8,5 Meter Höhenunterschied, fallen gar nicht so auf. Interessant auch die Schreiben des Wasser und Schifffahrtsamt

















Noch interessanter war die Funktion des Wehr bei der Aalwanderung. Normalerweise fließt die Fulda durch das ganz linke Wehr der Schleuse, dort wird mittel's einer Turbine Strom produziert. Wenn dann die Aale im Spätsommer wandern (es gibt ein bundesweit ein Benachrichtigungssystem), öffnet das mittlere Wehr. Durch die dadurch entstehende Strömung werden die Aale in der Flußmitte durch das Wehr gezogen. Es lohnt sich einmal, bei Google "Aalwanderung" eingeben und ein bißchen zu lesen.






Und ab jetzt gibt es nur noch einen Weg, nach oben, nein, nach ganz oben.
Links die Fulda, je länger der Weg dauerte immer kleiner, rechts der Berg, je länger der Weg dauerte wurde er nicht kleiner. Ist das eine optische Täuschung?
Bin ich aber überraschender Weise Stressfrei gelaufen und schon war ich oberhalb der Kragenhöfer Brücke. Und wieso ist die Fulda jetzt rechts von mir? Hab ich eine Flußüberquerung verpasst?
Also meinen Reiseführer rausgeholt und nach einem Blick auf die Karte festgestellt, dass das Gut Kragenhof auf einer Halbinsel liegt. War mir bisher nicht bewusst









Hier hat wohl schon länger kein Zug mehr angehalten








Rechts die alte Kragenhöfer Brücke Kassel/Göttingen, links die neuere ICE Brücke








Die ausrangierten Wartehäuschen gehören zum alten Bahnhof Gut Kragenhof, bis Mitte der 70er Jahre haben hier noch Züge gehalten







Weiter mit Blick auf Fulda (jetzt wieder links von mir!) und Wahnhausen weiter bergauf







Ein bißchen durch den Wald gelaufen, die Fulda inzwischen nicht mehr in Sicht, sehe ich den Tunnelausgang des Kargenhöfer Tunnels. Zeit für ein Päuschen mit .....
Aber cooles Bild, Kamera mit Selbstauslöser einfach mal so in den Schnee gestellt







Es wird Zeit, dass es kalt wird und der Boden wieder überall gefriert, das aufgetaute sorgt dafür, dass ich zu Hause die Regenhose putzen muss.







Apopos putzen: Ich habe beschlossen, während meines nordhessischen Jakobsweg meine Schuhe nicht zu putzen. So ist am Ende des Weges von jeder Etappe irgend etwas an den Schuhen. wenn der Dreck zu dick wird, fällt er schon ab :-)

Natürlich habe ich während der Pause keinen ICE zu sehen bekommen, für einen IC hat es aber gereicht






Und jetzt kommt der Abschnitt, der für meinen guten Rat an mich gesorgt hat. Auf 1800 Meter länge geht es 180 Meter hoch, ganz schön steil. Zum vorstellen der Steigung: 1800 Meter bei uns an der Seite den Kammerberg hoch!

Aber auch dieses ging recht gut, lediglich meine Schrittlänge habe ich deutlich reduziert. Habe es im Schnee mal abgeschätzt. Bei normalen Gang habe ich eine Schrittlänge von ca 60 cm. hier an dieser Steigung waren es noch 10 cm.







Schon mal was vom Ickelsbach gehört? Ich jedenfalls noch nicht. Aber er wurde das Highlight des Tages.

Über einen schmalen Pfad ging es in einen wirklich dunklen Wald, wo sich selbst Rotkäppchen oder Hänsel und Gretel hätten verlaufen können






Und dann ist mir echt einmal die Luft weg geblieben, so schön war es. Hellgrüne Tannen, satt grünes Moos, alles garniert mit rotem Laub und Schnee, eingebettet in einer ramontischen (Schreibfehler ist Absicht) Schlucht mit dem Ickelbach und einer kleinen Brücke. Bin hier bestimmt 30 Minuten geblieben, abseits der Pfade die kleine Schlucht am plätschernden Bach hoch, eiskaltes und Kristallklares Wasser getrunken und einfach mal die Seele baumeln lassen. Hier kann ich mir im Sommer ein Picknick vorstellen.






















Diesen schönen kleinen Pfad geht es jetzt hoch, Landwehrhagen kann nicht mehr weit sein.







Schöner kleiner Pfad? Ja, dass war er bis dahin, wie man es auf dem Bild sieht. Nach der Biegung ging es nach oben, meine Schrittlänge viel auf gefühlte 2 cm. Anstrengend, da quer durch den Wald, kein Weg. Oben angekommen war ich dann doch schon wieder einmal am Ziel. Schade









Auf einer Bank erst einmal eine verdiente Pause, ein Riesen Trecker fährt 20 cm vor meinen Füßen vorbei.

Nur noch ein paar Meter bis zur Bushaltestelle und ab nach Hause. An der Haltestelle einen Blick auf den Plan werfen, laut meinen Notizen dauert es noch eine Stunde, bis der Bus kommt, kann ich in Ruhe im REWE einen Kaffee trinken.

Hääh? Wieso steht auf dem Plan ein Bus, der nicht auf meinen Notizen steht???

Habe mich schließlich wegen der Abfahrtszeiten auf dem Weg immer daran orientiert, da der Bus nur alle 2 Stunden fährt und ich nicht wegen 5 Minuten unnötig lange warten muß.

Aber laut Plan kommt in 9 Minuten einer. Das kann doch nicht sein. Oder die Fahrplanauskunft im Internet stimmt nicht. Also warten und dabei festgestellt, dass ich die Notiz für den Sonntag mitgenommen habe..........................

Bus kam natürlich, in Kassel 5 Minuten auf die RT gewartet und nach 60 Minuten Fahrzeit war ich schon wieder zu Hause. Klasse..


Als Fazit für heute kann ich nur festhalten, die Etappe hat meine Erwartungen voll erfüllt. Es war schön, informativ, ramontisch und das alles über Ländergrenzen hinaus, Landwehrhagen liegt ja in Niedersachsen.

freue mich schon auf morgen auf die nächste Etappe mit meiner Frau zusammen, es wird eine leichte bevor dann die Königsetappe auf dem Programm steht, laut Reiseführer anspruchsvoll auf einer Länge von knapp 21 Kilometern

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